Arbeiten des Künstlers Otto Pankok zeigen immer wieder den Menschen als Menschen in einer emotionalen Dimension. Als spät-expressionistische Bilder nähern sie sich der Welt in einer spezifischen Ausdrucksform, die nicht mehr unbedingt aktuell, jedoch in ihrer Aussage als humanes Statement universell ist.
Die mit seinen Arbeiten konzipierte Ausstellung „Ach Freunde, wohin seid ihr verweht …? – Otto Pankok und die Düsseldorfer Sinti“ wurde vor 20 Jahren von der NS-Dokumentationsstelle Düsseldorf, Frau Fings und Herrn Sparing, erstellt und thematisiert Otto Pankoks Verhältnis zu den Sinti und die Verfolgung von Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus.
Wir nehmen diese Ausstellung zum Anlass, uns aus einer vorgegebenen historisch-künstlerischen Perspektive heraus mit dem Stereotyp des “Zigeuners” zu beschäftigen. Wer sind die “Zigeuner” der heutigen Zeit? Bruchstücke aus Geschichten und Bilder der Vergangenheit, Gehörtes und Gesehenes, angenommenes Wissen aus den Medien, alles zusammen ergibt den “Zigeuner”.
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Ein Wust an Begriffen und Urteilen, an Vorurteilen und Allgemein-plätzen, an Wahrheiten und Unwahrheiten sind das Material unserer Gedanken und Einstellungen zu den Fremden oder den Außenseitern unserer Gesellschaft, die zu allen Zeiten auf unterschiedlichste Weise zu Sündenböcken abgestempelt, exemplarisch wegen besonderer Eigenschaften und Eigenheiten verantwortlich gemacht wurden für den „Frust“ und die Angst der Mehrheitsgesellschaft ihrer Zeit. In aller Konsequenz wurden sie verfolgt, verurteilt und ermordet.
„Jede Gesellschaft erfindet sich ihre Zigeuner“ – Unter dieser Überschrift wollen wir in einem Work in Progress innerhalb der Ausstellung „Ach Freunde, wohin seid ihr verweht …? – Otto Pankok und die Düsseldorfer Sinti“ Bildern der “Zigeuner unserer Zeit” nachforschen und für uns selbst eine Position entwickeln.
Arbeitsprozess zur Ausstellung:
- Wir reinigen und restaurieren die mehr als 30 Schautafeln der Ausstellung, um sie in einen präsentierbaren Zustand zu bringen.
- Wir reproduzieren Bild- und Textvorlagen über ein fotografisches Verfahren und schaffen so Rohmaterial für eine Bearbeitung und künstlerische Intervention.
- Das Rohmaterial und zum Thema ausgewählte weitere Materialien und Texte werden gesammelt und als Arbeitsmaterialien in das Projekt eingebracht.
- Während der Öffnungszeiten der Ausstellung wird Besuchern die Möglichkeit gegeben, ein eigenes künstlerisches Statement abzugeben.
- Fotos und kleine Videos zum Thema können in der Ausstellung gemacht oder zum Thema eingereicht werden.
- Bildtafeln werden übermalt und überklebt
- Aus den Materialien neu entstandene Aussagen werden auf Ausstellungstafeln kaschiert und aufgehängt.
Die Arbeiten und Einlassungen werden Teil einer sich immer weiter verändernden Ausstellung und führen zu einem aktuellen Blick auf das Thema „Denkmale entstehen im Kopf – Stereotype und Bedrohung“.
Der besseren Planung wegen bitten wir um vorherige Anmeldung im Südbahnhof, Telefon 02151 5301812, oder unter info@suedbahnhof-krefeld.de