Kein Instrument besitzt eine solche Aura des Geheimnisvollen, des Rätselhaften und der Bewunderung wie die Orgel. „Königin der Instrumente“ wird sie genannt. Und dabei bezieht sich dieser ehrfurchtsvolle Beiname gleich auf vieles, was Orgel ist und ausmacht:
Da ist erstens einmal ihre Größe: Wer jemals an einem Orgelspieltisch gesessen und gearbeitet hat, wo zur rechten und zur linken je zehn Meter Instrument und in der Höhe gar sage und schreibe ebenso viele sich auftürmen und wer den Anblick des Orgelinneren mit Tausenden von bizarr geformten Pfeifen und ebenso vielen Kondukten, Hebeln mit Hunderten undurchschaubaren Verbindungen einmal erleben durfte, der versteht, warum die Orgel diesen Untertitel auf ihrer Visitenkarte für sich beansprucht.
Da ist zweitens ihr Klang: Hat eine Orgel überhaupt einen Klang? Nein: Wir erfahren, dass die Orgel nicht einen Klang – sondern beinahe unerschöpflich viele Klänge dem Raum der Kirche anvertrauen kann. Besteht ihr Klang-System nicht in einer genialen Symbiose vieler einzelner Instrumente – den „Registern“, denen eine Jahrhunderte alte Kunst die Kunst abgetrotzt hat, trotz einer beinahe einheitlich erscheinenden Pfeifengestalt – dennoch den Klangfarbenreichtum so unglaublich vieler Instrumente erzeugen zu können, so dass diese sich als Mitglieder eines Orchesters mit Flöten, Streichern und Bläsern fühlen dürfen.
Und schließlich: Verteilt über mehrere Klaviaturen einschließlich deren Königsklasse – dem Pedal – liefert die Orgel für Spieler und Erbauer eine Herausforderung musikalischer Gestaltung in einer neuen Dimension: Zum Spiel der Hände kommt das Spiel der Füße – und dazu kommt schließlich auch die logistische Bedienung des Spieltischs und seiner Befehle: Klappen, Knöpfe, Tritte steuern die Dynamik wie auch das Klangspektrum des Spiels am Instrument. Ist die Orgel eine große, so ist dem Organisten ein symphonisches Orchester gegeben, und auch den größten ihrer Kunst ist jegliches Spiel symphonischer Orgelmusik eine Herausforderung, welche viele Stunden der intimen Begegnung mit dem Instrument einfordert. Sehen wir nämlich von Trivialem ab, so gilt:
Jede Orgel hat ihre eigene Klangwelt, ihre eigene Bedienwelt und ihre eigene Welt musikalischer Interpretationsmöglichkeiten. (Prof. Dr. Karlheinz Schüffler)
Eine Führung macht dies nachvollziehbar: Prof. Dr. Karlheinz Schüffler, Förderverein Walcker-Orgel Lutherkirche e.V. wird über die Historie der Orgel und ihre pneumatische Spieltechnik informieren. Am Orgelspieltisch demonstriert er die Bedienung der Register.
Weitere Informationen: https://www.walcker-orgel-krefeld.de/technik.htm
Wir möchten auch auf die diesjährigen Matineen-Reihen hinweisen:
In der diesjährigen Matineen-Reihe „Organeum“ wird die Walcker-Orgel der Lutherkirche als ein Orchester vorgestellt. Die Orgel verfügt über eine äußerst reichhaltige und authentische klangliche Gestaltung ihrer Register; im Verbund mit der einzigartigen pneumatischen Technik aller Übertragungsmechanismen hat dieses Instrument nach seiner Restaurierung im Jahre 2010 eine regionale Einmaligkeit seiner Erlebnismöglichkeiten wieder gewonnen. Die Matineen zeigen in monatlichen Terminen den grundsätzlichen klanglichen Aufbau diese Orgel durch improvisiertes Spiel, Fragen und Antworten sowie in passenden Beispielen aus der Literatur der Orgelwelt.
Organeum – das Orchester der Orgel
Matineen-Reihe 2020 – Lutherkirche Krefeld
an jedem 3. Sonntag im Monat, 11.00 Uhr
Wir stellen in unserer diesjährigen Matineenreihe 2020 die Walcker-Orgel der Lutherkirche als ein Orchester vor. Und wenn auch unser Instrument mit seinen 30 Registern auf 2 Manualen + Pedal immer noch zu den kleineren der Klasse orchestralen Orgeln gehört, so zählt es doch zu den „großen“ seiner Art: Die durch die Pneumatik erreichte und in der Restaurierung 2010 durch Christian Scheffler wieder gewonnene Qualität – vor allem derjenigen aller seiner einzelnen Instrumente (!) – haben unser Instrument weithin berühmt gemacht und ihm verdientermaßen den Titel eines „Orgel-Orchesters“ beschert.
Verlauf der Themen Nr. | Thema | Termin | Orgel |
1 | Die Aeoline – die kleine Harmonika der Orgel | 19.Januar | Karlheinz Schüffler |
2 | Die Streicher – der Klang der romantischen Orgel | 16.Februar | Karlheinz Schüffler |
3 | Die Flöten – der Urtypus der Orgelpfeifen | 15.März | Klaus-Norbert Kremers |
4 | Die Prinzipale – das Klangmonument der Orgel | 19.April | Mathias Staut |
5 | Die Mixturen – das Obertonspektrum der Orgel | 17.Mai | Karlheinz Schüffler |
6 | Die Walze – der Motor der Dynamik | 21.Juni | Karlheinz Schüffler |
7 | Die Zungen – der Stolz jeder Orgel | 19.Juli | Klaus-Norbert Kremers |
8 | Die Oboe – Solistin und Begleiterin | 16.August | Mathias Staut |
9 | Das kleine Plenum – Klangfarben und ihre Kontraste im Trio | 20.September | Klaus-Peter Jamin |
10 | Die Kunst des Registrierens – die Fußzahl–Arithmetik | 18.Oktober | Karlheinz Schüffler |
11 | Das Pedal – virtuose Experimente | 15.November | Mathias Staut |
12 | Das große Plenum – die Orgel als dynamisches Kraftpaket | 20.Dezember | Mathias Staut |
Weitere Informationen hierzu auch unter www.walcker-orgel-krefeld.de