Neuanfang in der Isolation – dieses Thema vereint die Romane „Nach den Fähren“ von Thea Mengeler und „Salomés Zorn“ von Simone Atangana Bekono.
In ihrem zweiten Roman erzählt Mengeler von einer Urlaubsinsel, auf der seit längerer Zeit die Fähren ausbleiben. Trotzdem gehen die Bewohner:innen weiterhin ihren altbekannten Tätigkeiten nach: Der Hausmeister kümmert sich um den Sommerpalast, die Doktorin liest, die Frau des Generals pflegt den General. Doch dann erscheint ein Mädchen namens Ada. Ihre neugierigen Fragen nach der Vergangenheit führen zu einem Umbruch, der auch dann nicht mehr aufzuhalten ist, als Ada so plötzlich verschwindet, wie sie aufgetaucht ist.
Während der Ort der Isolation bei Mengeler eine verlassene Insel ist, findet sich Salomé, die Protagonistin in Bekonos Romandebüt „Salomés Zorn“ in einer Jugendstrafanstalt wieder. Dort soll sie ihre unbändige Wut aufarbeiten, die sich in ihrem von rassistischen Beleidigungen und Übergriffen geprägten Alltag in der niederländischen Provinz angestaut hat. Während der Haft trifft sie auf Verbündete, aber auch einen Gegenspieler, mit dem sie wohl oder übel kooperieren muss. Vor allem aber verbringt sie viel Zeit allein, was ihren Blick auf sich selbst und die Welt um sie herum verändert.
Beide Romane behandeln Ereignisse, die die Leben ihrer Figuren grundlegend und unumkehrbar verändern. Doch nicht nur davon erzählen die Autorinnen virtuos, sondern ebenso von den Lücken dazwischen, von der aus den Fugen geratenen Zeit, die sich mal unendlich dehnt und dann wieder schmerzhaft zusammenzieht.
Das Gespräch findet auf Deutsch und Englisch statt und wird moderiert von Marlene Jäger.
Thea Mengeler (*1988/Meerbusch) studierte Literarisches Schreiben und Kommunikationsdesign in Hildesheim, Kiel und Istanbul. Sie war Finalistin beim 28. open mike sowie Styria Artist in Residence 2022. Nach einem Zwischenstopp in Krefeld lebt sie aktuell als freiberufliche Autorin und Texterin in Hannover. Ihr erfolgreiches Debüt „Connect“ über eine junge Frau, die sich einer abgeschottet lebenden Gemeinschaft anschließt, erschien 2022 im Leykam Verlag.
Simone Atangana Bekono (*1991/Dongen) studierte Kreatives Schreiben an der ArtEZ Universität der Künste und schloss ihr Studium dort 2016 mit einer preisgekrönten Lyriksammlung ab. Ihr Debütroman „Confrontaties“, unter dem Titel „Salomés Zorn“ von Ira Wilhelm ins Deutsche übersetzt, wurde mit dem Hebban Debuutprijs, dem Preis „Bestes Buch für Jüngere“ und dem renommierten Anton Wachterprijs ausgezeichnet. Außerdem stand er auf den Shortlists von zwei der wichtigsten niederländischen Literaturpreise, dem Libris Literatuurprijs und der Bronzen Uil.