Fangfrage: Wenn der Islam NICHT zu Deutschland gehört, Ostwestfalen aber schon, wohin gehört dann ein in Bielefeld geborener Rheinländer mit türkischen Wurzeln?
Ein Spagat, den Özgür Cebe jeden Tag praktizieren muss. Das tut weh. Da hilft nur eins: sich locker machen. Mit Selbstironie und pointierter Beobachtung entwaffnet Cebe alle Scharfmacher durch pure Gelassenheit. Wie man sich mit Humor integrieren kann, davon kann Özgür Cebe ein Lied singen. Und tut dies auch. Der Deutschtürke aus Bielefeld macht sich keine Illusionen. Wenn man schwarze Haare und schwarze Augen hat, tritt der Hintergrund ganz schnell in den Vordergrund. Egal, wo man geboren ist. Ostwestfalen gehört ganz bestimmt zu Deutschland, der Islam aber nur vielleicht. Eine sicherlich unfaire Gewichtung. Cebe muss damit leben.
Wie findet man heraus aus dem genetischen Generalverdacht? Wie stellt man Vorurteile auf den Kopf? Wie kommt man hinein in einen die Gegensätze Überbrückenden Konsens-Spagat? Da hilft nur eins: sich locker machen. Zum Beispiel durch einen Crashkurs “Türkisch für Deutsche”. Zumindest die international gefürchteten Umlaute gehen uns problemlos über die Lippen. Da hat man prompt eine Gemeinsamkeit gefunden. Auch Cebes Visionen einer “islamisierten Gesellschaft” haben nichts Bedrohliches, sondern entwaffnen durch ihren Charme und ihre Gelassenheit. Abrüstung an der Migrationsfront ist machbar, auch in diesen hysterischen Zeiten. Wo man als südländischer Typ fast schon Terrorangst vor sich selber bekommen könnte.
Als Schauspieler hatte Cebe Rollen bei Molire, Brecht und als “Mammon” im Jedermann. Dann kam er zum Fernsehen. Und seine Texte passten auf eine Streichholzschachtel. Immerhin durfte er schicke Zuhälterklamotten tragen.