Dieser Frage gehen an diesem Abend Sevim Dagdelen und Hamide Akbayir im Südbahnhof nach und beziehen dabei eine äußert kritische Position gegenüber den aktuellen politischen Entwicklungen: Alle Register wurden von Erdogan und der AKP gezogen, um am 1. November ein für sie besseres Wahlergebnis als bei den Juni-Wahlen zu erreichen: DemonstrantInnen, linke AktivistInnen, WahlkämperInnen für die HDP, JournalistInnen wurden bedroht, wurden inhaftiert. Ganze Städte wurden zu Sicherheitszonen erklärt, für die Bevölkerung eine z.T. eine Woche dauernde Ausgangssperre verhängt, Männer, Frauen, darunter Alte, sogar Kinder wurden erschossen. Tote und Verletzte konnten nicht geborgen werden, weil auf jeden Menschen, der sich aus den Häusern auf die Straße begeben hat, geschossen wurde. Ganze Städte waren von Strom, Wasser, Telefon abgeschnitten.
Erdogan führt einen Krieg gegen Kurden und Oppositionelle. Unter diese Bedingungen fand der „Wahlkampf“ statt. Nach dem verheerenden Anschlag kurz vor der Wahl in Ankara mit über 100 Toten konnte die HDP keinen Wahlkampf mehr führen. Erdogans Rechnung ging fast auf. Seine AKP erhielt knapp 50 % der Stimmen. „Das ist ein verheerendes Signal für die Menschen in der Türkei und in der Region. Die Wahlmanipulationen waren erfolgreich. Die Strategie der Spannung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, die das Ziel hatte, die absolute Mehrheit der AKP wiederherzustellen, ist aufgegangen“, erklärt Sevim Dagdelen.
Die HDP konnten sie aber nicht aus dem Parlament verjagen. Trotz der Verfolgung der demokratischen und linken Opposition und den massiven polizeilichen und militärischen Einsetzen gegen die kurdische Bevölkerung schaffte die HDP den Wiedereinzug ins türkische Parlament.
Über die Lage in der Türkei, die politische Entwicklung und die Pläne Erdogans, seine Macht auszubauen werden Sevim Dagdelen und Hamide Akbayir berichten.